Magie & Didaktik
Über Westliche Magie als Wissenschaft und Kunst.
I. Ein Schmaler Grad
Magie und Ausbildung? Sind das nicht zwei sich widersprechende, unvereinbare Begriffe? Schließen beide Begriffe einander nicht aus? Kann man sich in etwas ausbilden lassen, das nach allgemeiner Auffassung und Darstellung – so auch ihrer »großen Schwester« Esoterik – eine Disziplin der Eigenverantwortlichkeit, der aktiven Selbsterfahrung und somit ein Prozess der Selbsterkenntnis schlechthin ist, der keine vorgegebenen Anleitungen oder gar vorgefassten Meinungen zuträglich sind?
Die Antwort lautet: Ja und Nein. Es gilt vielmehr eine empirische Brücke zu schlagen zwischen Bekanntem und Unbekanntem. Das bedeutet konkret, dass das dir jetzt noch Fremde und Unerforschte uns bereits vertraut und bekannt ist. Wir nehmen dich deshalb behutsam an der Hand und führen dich sicheren Schrittes auf einem nicht selten schmalen Grat in neue Bereiche und Welten mit neuen Verhaltensregeln, dabei Fremden- und Bergführern nicht ganz unähnlich.
Bei all diesen Expeditionen in neues, unerforschtes Terrain ist es wichtig, dass nichts forciert oder gar oktroyiert wird, man dir also auch die notwendige Zeit lässt, die neuen Eindrücke auf dich wirken zu lassen, zu verarbeiten.
II. Weites Neuland
Wir werden dich mit deinen eigenen Augen und – wenn du so willst – auch mit deiner eigenen Schutzbrille und Helm die neue Umgebung sehen und erforschen lassen, denn es bist immer nur du selbst, der eigenverantwortlich handelt. Auf dem Weg dorthin wirst du begleitet, angeleitet und unterrichtet. Es wird dir anhand von Fallbeispielen und Simulationen auch gezeigt werden, wie du dich wann in vermeintlichen Krisensituationen zu verhalten hast.
Was für die Erforschung physischen Neulands mitunter überlebensnotwendig ist, gilt auch und insbesondere für eine gewissenhafte Erforschung magischer, mystischer und innerseelischer Pfade, d.h., du benötigst eine geeignete Ausrüstung.
Entledige dich deshalb deiner Alltagskleidung und lege ungeeignetes Schuhwerk ab. Wir zeigen dir, wie du diese beschaffen kannst. Was ein dortiges Vorwärtskommen erschwert oder gar verhindert, um dein gesamtes Potenzial zur Entfaltung zu bringen, sind besagte falsche Ausrüstungsgegenstände oder aber selbst auferlegte Beschränkungen, verursacht durch:
ÄNGSTE, gepflegt und immer wieder aufs Neue erzeugt durch Unwissenheit, Engstirnigkeit und Vorurteile, denn uns unbekannte Gebiete erfordern grundsätzlich mehr Aufmerksamkeit und Vorsicht als vertrautes Terrain. Als Beispiel seien hier genannt: Die Bildung und Aufrechterhaltung von Traditionen, Vereinen, Stammtischen oder Hobbies, denn das schafft uns in der Regel Vertrauen.
KONDITIONIERUNGEN, von unseren Eltern, der Schule, den Universitäten und dem Zeitgeist anerzogene, vorgelebte, aber selten hinterfragte Sicht- und Verhaltensweisen, die glauben machen, was im Leben vermeintlich richtig, wichtig, gut, erstrebenswert, sinnvoll, effizient, moralisch nicht verwerflich ist, was neue Anerkennung verschafft oder gesellschaftlich anerkannt ist – um nur einige zu nennen. Alles was davon mehr oder weniger abweicht ist dann schlimmstenfalls auch – nach gleichem Sprachgebrauch – falsch, unwichtig, böse, gefährlich, feindlich, zu aufwendig, unmoralisch, gotteslästerlich oder von der Gesellschaft nicht anerkannt, was zur Folge hat, dass Disziplinen, die noch vor wenigen Jahrhunderten hoch im Kurs standen, heutzutage nur noch ein Schmunzeln hervorrufen. In einem größeren Kontext sind es religiöse, kulturelle, wissenschaftliche oder anderweitig dominanten Normative, gesellschaftliche Indoktrinationen, deren Machtansprüche und folglich deren Machterhalt.
TABUISIERUNGEN aufgrund gesellschaftlicher Zwänge: »Das tut man nicht!«, »das ist ja lächerlich!« etc. – Du siehst: Die Masse entscheidet, was »normal«, »gebräuchlich«, was »verwerflich« oder obsolet ist, Quantität statt Qualität. Dabei ist nicht zu unterschätzen, welch enorme Kraft und Energie von besagter Masse ausgeht, die es in der Regel mehr als schwer macht und viel Gegenkraft und Mut erfordert, um dagegen anzugehen, vergleichbar mit einer Strömung, die alles mit sich reißt, was sich ihr widersetzt. Warst du schon einmal als Nichtfußballfan bei voll besetztem Stadion in einer Fankurve und hast so manch einen der dort Anwesenden wissen lassen, dass dich dieser Sport überhaupt nicht interessiert?
RELIGIÖSE NORMEN & DOGMEN, also restriktive und auch radikale Glaubenssysteme, erpicht auf Meinungs- und Machterhalt. Institutionen (nicht die Gläubigen!), die dafür Sorge tragen, dass das auch so bleibt. In unseren »kultivierten« und liberalen Breiten sind es die von Kirche oder Staat eingesetzten, sogenannten »Sektenbeauftragten« (meist Theologen), die darüber befinden, welche spirituellen Vorstellungen und Beschäftigungen für eine menschliche Weiterentwicklung »gut«, »schlecht« oder gar zu verbieten sind. Die dabei verwendeten »Knock-Out«-Kampfbegriffe lauten dann »Psychogruppe«, »Seelenfänger« oder »Sekte«, bestenfalls noch »Spinner«. Letztere werden bekanntlich nicht ernst genommen und deshalb auch nicht verfolgt. Begriffe wie »blasphemisch« sind im 21. Jahrhundert, Gott sei es gedankt, obsolet. »Man« lernt dazu.
III. Authentizität als Ziel
Der Vorwurf bzw. die Aussage, dass lediglich »die Anderen« an der eigenen Entwicklung schuld seien, ist also – wie du siehst – nicht ganz richtig. Es bedarf lediglich des Mutes zum selbst vorgenommenen, neuen und deshalb für so viele auch entscheidenden, ersten Schritt. Auch bedingt eine ernsthafte Auseinandersetzung und praktische Beschäftigung mit Magie grundsätzlich eigenverantwortliches Handeln.
In der Magie geht es zunächst darum, zu erkennen WER und WAS wir wirklich sind, d.h. was wir im Leben wollen und erreichen können, welch verborgenes Potenzial in uns steckt, was unseren eigentlichen, »wahren Willen«, unsere eigentliche, innerste Zielsetzung widerspiegelt, die unverrückbar scheint.
Diese Leistungsfähigkeit gilt es zu entwickeln, um die erforderliche Katharsis und Transformation in Gang setzen zu können und die die »magischen Wirklichkeiten« auch im Hier und Jetzt ermöglicht. Vor allem aber lausche man in sich selbst hinein, wenn einem die eigene »innere Stimme« etwas mitzuteilen wünscht. Um das zu erreichen, bedarf es der Muse und der Freiräume, um sich überhaupt selbst kennen, selbst erkennen zu können als das, was wir von Herzen auch wirklich ersehnen.
Leider besteht, an diesem Punkt angelangt, auch stets die Gefahr, dass dein Ego dies gar nicht so toll findet, hat es sich doch Jahrzehnte lang zuvor weltlicher Befriedigungen bedient. Dann geht es um Erkenntnis, darum, den Kampf erst gar nicht aufgeben zu müssen, da das Ego in Wirklichkeit gar nichts zu bekämpfen hat.
Weltliche Verlockungen sind und bleiben sonst immer wieder aufs Neue verführerisch, gehört unser aller Ego doch ausschließlich und immer nur dem Diesseits an, ist dessen einziger Fürsprecher. Dies gilt es zu erkennen!
Auch kann nicht oft genug betont werden: Bewahre dein Streben, deine innere Authentizität, ungeachtet gutgemeinter Meinungen, die dir weismachen wollen, was im Leben »richtig«, »falsch«, »erstrebenswert« oder »lächerlich« ist.
Wage eigenverantwortliches Denken und Handeln. Habe den Mut, dich deiner eigenen, »intuitiven Vernunft« zu bedienen, und: kämpfe nicht dagegen an, denn dies ist und bleibt ein Kampf gegen Windmühlen.
Sapere Aude!